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- entlang der Kleinen Oertze

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  Ein Rundgang entlang der Kleinen Oertze
 
Unseren ersten „historischen Rundgang“ widmen wir nämlich der Kleinen Oertze und wollen uns auf den Weg zu ihrer Quelle machen. Dazu starten wir an unserem zukünftigen Feuerwehrhaus (Turnhalle) in der Schweriner Straße. An der gegenüberliegenden Forstsaatgutberatungsstelle beginnt nämlich der „Zapfenweg“, dem wir eine ganze Weile folgen werden (siehe beigefügten Auszug aus der Topografischen Karte – Blatt 3021  Faßberg)
  
Quelle: Auszug aus den Geodaten des Landesamtes für
Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen
©2021 Homepage des LGLN www.lgln.de







  
Die farblichen Markierungen wurden von uns hinzugefügt.
Zuerst geht es in Richtung Rodelbahn. Unten in der Senke, gleich in der ersten Kurve, sickert im Wald ein namenloses Rinnsal aus dem Boden hervor. Während der Aufforstungen wurde es begradigt und so zu einem Entwässerungsgraben für dieses ortsnahe Gebiet. So bildete der Graben unter anderem die Südgrenze der späteren Wiese von Julius Paul, die man in den 1950er und 1960er Jahren über den damals so genannten „Lehrerweg“ (hinter der Schule) erreichte. Dieses in die Kleine Oertze abfließende Rinnsal ist schon auf den ältesten bekannten Karten, auf denen Oerrel zu finden ist, eingezeichnet. Dieser Entwässerungsgraben ist heute wieder der Natur überlassen.
Von der ersten Kurve in der Senke aus führte in den 1960er Jahren ein Weg zu einer kleinen Waldlichtung, die seit dem Orkan vom 11. November 1972 nicht mehr existiert. Auf dieser Lichtung fand damals das betriebsinterne Schützenfest der Waldklinik statt. Die Mitarbeiter der Klinik haben dabei auf einen Holzvogel (Adler) geschossen und so ihren Schützenkönig ermittelt. Die Dorfbewohner durften zuschauen und essen und trinken, nur nicht den Vogel abschießen. Das war den Mitarbeiter vorbehalten. Nach dem Wechsel des Chefarztes der Klinik fand dieses Schützenfest nicht mehr statt. Hinzu kam, dass es die Lichtung ab Ende 1972 nicht mehr gab. Nach diesem kleinen Abstecher in die jüngere Vergangenheit geht es jetzt aber weiter zur Quelle der Kleinen Oertze.

Wir bleiben auf dem „Zapfenweg“, der an der Rodelbahn vorbei für ein kurzes Stück auf dem „Lüneburger Weg“ verläuft. Über den könnten wir zwar fast auf direktem Wege zur Quelle gelangen. Da dieser Weg heutzutage aber oft in einem schlechten Zustand ist, der dem der Heidewege in früheren Jahrhunderten sehr nahe kommen dürfte, bleiben wir auf dem „Zapfenweg“, der nun auf dem „Moorweg“ weiterführt. Der Moorweg ist wie eh und je der Verbindungweg zwischen Dorf  und Oerreler Moor. Heute endet der Weg allerdings an der Bahnlinie Munster – Uelzen, da nördlich davon der Truppenübungsplatz Munster-Nord liegt.

An der Wegekreuzung der Forstabteilungen (Jagen) 223, 222, 210 und 209 biegt der Zapfenweg nach links zur Kleinen Oertze und weiter nach Kohlenbissen ab. Wir bleiben aber auf dem Moorweg, der nur ein paar Meter weiter ein kaum wasserführendes Rinnsal (Graben) überquert. Man mag es kaum glauben, aber dies war vor 150 Jahren noch der Oberlauf der Kleinen Oertze, deren damalige Quelle ca. einen Kilometer weiter nordöstlich von hier in der unteren Mitte des Jagens 247 entsprang. Heute ist das ehemalige Quellgebiet als solches kaum noch erkennbar, da hier kein Wasser mehr aus der Erde kommt. Das trockene Bachbett ist dort aber noch erkennbar.
Heute liegt die Quelle der Kleinen Oertze ganz wo anders, nämlich auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord. Dort gab es vor 160 Jahren wohl auch schon eine kleine Quelle, deren Wasser aber im Oerreler Moor endete, aus dem es damals noch keinen erkennbaren Abfluss in die Kleine Oertze gab. In den historischen Karten der Jahre 1775 und 1838 gibt es keinen von der heutigen Quelle kommenden Oberlauf des Baches.

Schauen wir uns dazu das 1775 erstellte „Blatt 84 - Munster“ der Kurhannoverschen Landesaufnahme des 18. Jahrhundert genauer an, können wir deutlich erkennen dass die Quelle mehr nordöstlich zwischen dem damaligen Moorweg und dem Lüneburger Weg liegt. Da diese Karten vorrangig für militärische Zwecke erstellt wurden, enthielten sie viele Details und ein genauer Bachverlauf war für die Militärs damals von großer Bedeutung.

Auch im „Topographischen Atlas des Königreichs Hannover und Herzogtums Braunschweig“, der 63 Jahre später von August Papen vermessen und herausgegeben worden ist, ist auf dem „Blatt 32 - Hermannsburg“ trotz des größeren Maßstabs der gleiche Bachverlauf wie auf der Karte von 1775 zu erkennen.  
  
Quelle: Auszug aus den Geodaten des Landesamtes für
Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen
©2021 Homepage des LGLN www.lgln.de



Die farblichen Markierungen wurden von uns hinzugefügt.
  
Wenn man maßstabsgetreu nachmisst und mit heutigen Karten vergleicht, stellt man fest, dass dieser Bachverlauf genau dem Verlauf  des heutigen Rinnsals (Graben) entspricht. Dieser Graben mündet heute nur wenige Meter oberhalb einer Holzbrücke des „Zapfenweges“ in die Kleine Oertze. Während dieser Graben in Quellnähe so gut wie kein Wasser mehr führt, ändert sich das auf den letzten Metern zwischen Moorweg und Oertze. Wie die alten Karten beweisen, muss früher mehr Wasser aus der Quelle gekommen sein.
Vermutlich haben die Aufforstungen dazu beigetragen, dass die ursprüngliche Quelle mehr und mehr versiegte. Hinzu kam wohl die gleichzeitige Entwässerung des Oerreler Moores, wo schließlich das neue Quellgebiet entstand.

Sowohl in der Karte von 1775 als auch von 1838 ist dort, wo heute der Oberlauf der Kleinen Oertze ist, ein weit nach Norden reichendes Feuchtgebiet – das Oerreler Moor - eingezeichnet. Ein Ablauf aus den Moor in die Kleine Oertze ist nicht eingezeichnet. Da in den Karten ansonsten jedes Rinnsal – auch das an der heutigen Rodelbahn - eingezeichnet wurde, beweist dies, dass es damals keinen (erkennbaren) Zufluss aus dem Moor gab.

Im Herbst 1872 wurden vom Amt Soltau im Rahmen der Grundsteuer-Veranlagung Kartenblätter vom gesamten Gemeindegebiet Oerrel erstellt. Daraus ist zu ersehen, dass zu dieser Zeit der Entwässerungsgraben im Oerreler Moor bereits fertig gestellt und die Kleine Oertze bis zur heutigen Kohlenbissener Straße begradigt worden war. Die alte Bachquelle scheint zu dieser Zeit schon versiegt gewesen zu sein, da hier kein Bach mehr eingezeichnet wurde, sondern nur noch ein Geländeeinschnitt. Es fällt außerdem auf, dass der Bach sowohl nördlich von Oerrel als auch im Dorf nicht als „Kleine Oertze“ sondern als „Der Moorgraben“ bezeichnet wurde. Den Name „Kleine Oertze“ findet man in diesen Karten erst südlich der heutigen Bundesstraße 71.

Die Kartensammlung dieser Grundsteuerveranlagung wird heute im Landesarchiv in Hannover verwahrt. Mit freundlicher Genehmigung des Landesarchivs dürfen wir hier Auszüge präsentieren. Dieses Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs in Hannover. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs dürfen diese Abbildungen nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden

Zur besseren Orientierung werden die Kartenauszüge so präsentiert, dass Norden jeweils oben ist (siehe Nordpfeil), so dass der Bach so verläuft, wie man es von heutigen Karten gewohnt ist.
  
  
© Niedersächsisches Landesarchiv NLA HA Kartensammlung Nr. 32 l Oerrel Bd. 24

Ganz links die Kleine Oertze, die hier als „Der Moorgraben“ bezeichnet wird. Es handelt sich um das Gebiet südlich der heutigen Eisenbahnlinie Munster – Brockhöfe. Unten links befindet sich heute der Fischteich. Der Moorweg kommt von Süden (unten) und läuft schräg auf die Oertze zu. Endet dann aber vorher am „Großen Moor“.
© Niedersächsisches Landesarchiv NLA HA Kartensammlung Nr. 32 l Oerrel Bd. 24

  
Ganz links wieder die Kleine Oertze – auch hier ist wieder als „Der Moorgraben“ – eingezeichnet. Dargestellt wird das Gebiet südlich des heutigen Fischteiches. Von rechts oben kommend bis zur Oertze hin, wird das Bachbett des ehemaligen Oberlaufs angezeigt. Der Moorweg verläuft in der Mitte dieses Ausschnitts schräg von oben nach unten. Der Weg ganz rechts ist der Lüneburger Weg.
© Niedersächsisches Landesarchiv NLA HA Kartensammlung Nr. 32 l Oerrel Bd. 24

Auf diesem Ausschnitt verläuft die Oertze mittig zwischen dem Weg „Groß O“ (links) und den oben rechts schräg verlaufen Moorweg. Bei dem von unten rechts kommenden Weg handelt es sich um die heutige Schweriner Straße einschließlich der Verlängerung, die heute an der Rodelbahn vorbeiführt. Damals verlief dieser Weg anscheinend direkt auf den Moorweg zu. Unten von links nach rechts verläuft die heutige Kohlenbissener Straße. Dort wurde die Oertze offensichtlich angestaut, wie auch auf dem nächsten Bild zu sehen ist.
© Niedersächsisches Landesarchiv NLA HA Kartensammlung Nr. 32 l Oerrel Bd. 24

Der vergrößerte Bildausschnitt zeigt die Kleine Oertze – hier immer noch als „Der Moorgraben“ bezeichnet – zwischen der heutigen Kohlenbissener Straße (oben) und der Verlängerung der heutigen Straße Zur Kleinen Oertze. Oben links zweigt die heutige Straße „Am Sportplatz“ von der Kohlenbissener Straße ab und von rechts oben kommt die heutige Schweriner Straße. Rechts von der Oertze liegt das Dorf – hier der Hof Nr. 1, der am Ende der heutigen Straße Unter den Buchen stand.

Anhand dieser Kartenausschnitte können wir feststellen, hat die Kleine Oertze nördlich von Oerrel vor 1872 begradigt wurde, wodurch das Wasser des Baches im schnurgeraden Bachbett immer schneller abfloss. Der „alte“ Oberlauf versickerte dadurch immer mehr, bis er zum heutigen Rinnsal wurde. Wir sehen aber auch, dass es den Fischteich zu dieser Zeit noch nicht gab, so dass dieser vermutlich nichts mit der Entwässerung des Moores zu tun hatte.

Auch in einer Übersichtkarte der Provinzialforst Oerrel – Lintzel, deren genaues Entstehungsjahr nicht bekannt ist, fehlt der Fischteich, während in der Preußischen Grundkarte von 1899 an dieser Stelle ein großer künstlicher See eingezeichnet wurde. Dieser See war mindestens zehnmal größer als der heute dort noch vorhandene und als Fischteich bekannte Rest dieses Sees. Daraus ergibt sich , dass dieser See vermutlich dazu angelegt wurde, um zur Bewässerung der neu angepflanzten Bäume ausreichend Wasser zur Verfügung zu haben. Sowohl auf der Übersichtskarte als auch auf der Preußischen Grundkarte wird der Bach wieder komplett als „Kleine Oertze“ bezeichnet, dessen Quelle jetzt weiter nördlich beim „Neuen Heidkrug am Oerreler Moor“ liegt.

Leider können wir auf unserem Rundgang nicht zu dieser „neuen“ Quelle gelangen, da diese jetzt auf dem Truppenübungsplatz Munster-Nord liegt. Bis der Übungsplatz 1937 angelegt wurde, war das anders. Das Gebiet nördlich der Bahnlinie Munster – Uelzen ist altes Oerreler Gemeindegebiet und daher war der vermutlich um das Jahr 1805 erbaute Neue Heidkrug bis 1937 ein Ortsteil der Gemeinde Oerrel.
  
© Niedersächsisches Landesarchiv NLA HA Kartensammlung Nr. 32 I Oerrel 1 pm

Der Ausschnitt aus der Übersichtkarte der Provinzialforst Oerrel – Lintzel zeigt den Verlauf der Kleinen Oertze zwischen der Bahnlinie im Norden und dem Dorf Oerrel. Anhand dieses Ausschnitts können auch die Kartenausschnitte von 1872 leichter zugeordnet werden.

Die komplette Übersichtkarte der Provinzialforst und weitere Kartenausschnitte aus der Grundsteuer-Veranlagung von 1872 präsentieren wir im 2. Rundgang unter „Unser Oerrel in alten Landkarten“
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