Feuerwehrhaus der Geschichte(n)
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Feuerwehrhaus der Geschichte(n)
An dieser Stelle geht es nicht um unser Feuerwehrhaus in Oerrel und auch nicht um die Geschichte unserer Feuerwehr sondern es geht um historische Ereignisse rund um den Brandschutz und des Feuerlöschwesens – eben um das Feuerwehrhaus der Geschichte und Geschichten.
Mit unserem „Rundgang“ beginnen wir aber doch in unserem eigenen Feuerwehrhaus in Oerrel. Dort hängt im Kommandoraum, der übrigens auch für die Treffen der Altersabteilung und von der Jugendfeuerwehr als Umkleideraum genutzt wird und somit für alle Abteilungen unserer Feuerwehr zugänglich ist, ein Bild der Hamburger Malerin Marlis Hoops. Dieses im Jahre 1981 im naiven Stil gemalte Bild trägt den Titel „Alarm in der Deichstraße“.
Mit freundlicher Genehmigung der Familie Hoops ist es uns gestattet, dieses Bild auf unserer Homepage zu zeigen, wofür wir uns an dieser Stelle sehr herzlich bedanken.
Das Bild zeigt die Hamburger Feuerwehr 1906 in der Hamburger Deichstraße vor dem Haus Nr. 25, das 1659 erbaut und beim „großen Brand“ von 1842 „nur“ beschädigt wurde. An dieser Stelle ergriff der zuvor auf der Westseite der Deichstraße in Haus Nr. 42 ausgebrochene Brand die Ostseite der Deichstraße und breitete sich von hier aus nach Nordosten aus und vernichtete einen großen Teil der damaligen Hamburger Altstadt. Daher trägt das Haus, in dem sich heutzutage ein Restaurant befindet, den Namen „Zum Brandanfang“. Auf der Ostseite der Deichstraße blieben die Häuser rechts vom Haus Nr. 25 beim „Großen Brand“ vom Feuer verschont und sind bis heute erhalten geblieben.
Das Bild „Alarm in der Deichstraße“ hat somit einen ernsten Hintergrund, den man auf den ersten Blick gar nicht vermutet.
Der „große Brand“ war eine der größten Katastrophen in der Geschichte Hamburgs. Er brach in der Nacht vom 4. zum 5. Mai 1842 in der Deichstraße 42 (andere Quellen berichten von Nr. 44) aus. Obwohl das Feuer von den Nachtwächtern schnell bemerkt wurde, gelang es den herbeigeeilten Spritzenleuten nicht, es zu löschen oder sein Übergreifen auf weitere Häuser zu verhindern.
Anfangs waren die nicht betroffenen Einwohner noch unbesorgt. Denn obwohl am Morgen des 5. Mai, dem Himmelfahrtstag des Jahres 1842, schon ein großer Teil des Nikolaiviertels brannte, gingen viele noch zum morgendlichen Hauptgottesdienst in die Nikolaikirche. Auch mittags besuchte man noch einen weiteren, letzten Gottesdienst. Gegen 4 Uhr nachmittags geriet dann der Turm der Nikolaikirche in Brand, der nicht gerettet werden konnte. Mit dem Einsturz des Turmes fing dann auch das Kirchenschiff Feuer.
Der Brand wütete bis zum 8. Mai 1842 und zerstörte große Teile der Hamburger Altstadt. Ein Viertel des damaligen Stadtgebietes wurde verwüstet. 51 Menschen kamen ums Leben, die Zahl der Obdachlosen wird auf 20.000 geschätzt. 1.700 Häuser in 41 Straßen wurden ebenso vernichtet wie drei Kirchen (darunter die Hauptkirchen St. Nicolai und St. Petri), das Rathaus, die Bank, das Archiv, die alte Börse und 102 Speicher.
Dieser Große Hamburger Brand erschütterte auch die Menschen in der Lüneburger Heide. Denn auch die Ortschaften hier wurden Jahrhunderte lang immer wieder von gewaltigen Feuersbrünsten heimgesucht, wie das nachfolgende Beispiel aus unserem heutigen Heidekreis belegt, von dem in der Chronik des Kreisfeuerwehrverbandes Soltau-Fallingbostel (heute: Heidekreis) zum 100jährigen Jubiläum berichtet wird.
Am 6. Juli 1757 brannte die Stadt Walsrode. Wie verheerend das Feuer gewütet haben muss, geht aus dem Bericht des Bürgermeisters (Commissarius) vom 7. Juli 1757 an den Landdrosten in Rethem hervor: (An das) Amt Rethem
Das klägliche Schicksal, welches am 6. d. M. diesen Ort betroffen, haben wir Excellence zu berichten für unsere Schuldigkeit erachtet. Dieselben werden vergeben, daß dieses nicht eher erfolget, da die Bestürzung und das mich selbst so hoch betroffene Unglück mir kaum so viel verstatten wollen, meine Gedanken zu samlen Es war des Abends um 7 Uhr, da by Friedr. Fricken Feuer aufging. Die Gewalt der Flammen griff aller Anstalten ohngeachtet dermaßen um sich, daß in weniger denn 5 Stunden 226 Häuser, das Raht- und Pfarr-Witwen-Haus und der freie Sterin`sche Hof in die Asche gelegt wurden.
Die Geschwindigkeit der Flammen hat verursacht, daß wenige ein Vieles von ihren Effecten haben retten können, welches besonders diejenigen betroffen, die dem Hause, in welchem das Feuer entstanden am nächsten wohnten, worunter auch ich der Commissarius mit begriffen. Man hat diese kläglichen und höchst bedauernswürdigen Umstände schon einer hohen Königl. Regierung berichtet und um derselben hohe Vorsorge und besondere Gnade gegen unsere bedrängten Einwohner unterthänigst angeflehet. Diese Verlassene ersuchen Execellence gleichfalls durch mich auf das inständigste bey Gelegenheit ihnen ihre Vorsorge und besondere Hülfe, da dieselben aller Lebens Mittel beraubet, angedeihen zu lassen.
Gnädige und Hochgebietende Herren.
Die Geschwindigkeit, welcher die grausame Glut an unseren Häusern wütete, war so groß, daß man nicht im stande war, seine wenigen Sachen der Wut der Flammen zu entreißen, noch die etwa vorrätigen Lebens Mittel in Sicherheit zu bringen. Der größte Haufe der hiesigen Einwohner muß bey einem so großen Unglück zugleich mit in die äußerste Hungers Noth fallen, wenn Eure Execellence nicht geruhen mögten, beim hiesigen Königl. Amte Walsrode einige 50 Rthlr. zu assigniren, von welchen denen nothleidenden so viel gereichet werde als zur Erwehrung des Hungers nötig sein mögte.
Wir verharren ut in Litteris.
Walsrode, den 7. July 1757
Aus einem Schreiben der Königl. Großbritannischen zur Churfürstl. Br. Lüneburg Regierung Verordnete Geheime Rähte an den Landdrost und Beambten zu Rethem vom 8. Juli 1775 ist zu erfahren, warum sich der Brand vermutlich so verheerend schnell ausbreiten konnte:
Unsere Ex.
Wir haben aus Eurem Bericht vom 7. hujus das unglückliche Schicksal des Städtleins Walsrode mit vieler Empfindungen vernommen. (…)
Nächstdem erfordert die Nothwendigkeit, daß die Brandstätten bald möglichst aufgeräumt werden, um desto ehender zu Wiederaufbauung der aller nothwendigsten Gebäude so zu Einschäuerung der Früchte erforderlich sind, gelangen zu können. (…)
Der dritte punct betrifft die Wiederaufbauung dieses Städtchens.
Da das gegenwärtige Unglück wohl führnehmlich dadurch zu der Größe gediehen ist, daß die Häuser gar zu enge in einander gebauet, und ein jeder seinen Misthaufen, obgleich gegen die desfals ergangene Verfügungen, für (= vor) dem Hause an der Straße liegen gehabt, wodurch bei der gegenwärtigen Dürre das Feuer desto leichter von einem Orte zum anderen ausgebreitet werden können, so erfordert die ohnumgängliche Nothwendigkeit, das Städtlein zu erweitern und die Häuser so viel weiter aus einander setzen, und mit benöthigtem Hofraum vorsehen zu lassen. (…)
In den Berichten über den Brand von Walsrode ist mit keinem Wort etwas über die Löscharbeiten gesagt worden. Anscheinend waren diese gar nicht möglich. Außerdem blieb den Einwohnern nur wenig Zeit, um überhaupt noch etwas aus den brennenden Häusern zu retten.
Dem Brief der Geheimen Rähte ist zu entnehmen, dass es damals zwar auch schon Brandschutzbestimmungen gab, die anscheinend aber von den Bewohnern nur wenig beachtet wurden. Außerdem gab es vermutlich keine gut organisierten und dadurch effektiven Löscharbeiten.
Diesen unorganisierten Brandschutz begann man erst im 19. Jahrhundert nach und nach in geordnete Bahnen zu lenken. Darüber geben verschiedene Dokumente Auskunft, die z. B. im Niedersächsischen Staatsarchiv in Hannover verwahrt werden.
(Quelle: 100 Jahre Kreisfeuerwehrverband Soltau-Fallingbostel „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“, 2010)
Wer mehr über den „Großen Brand“ von Hamburg erfahren möchte, findet dazu beispielsweise unter den nachfolgenden Links ausführliche Informationen, Bilder und Videos. Auf der Homepage der Hamburger Feuerwehr-Historiker findet Ihr noch viel mehr über die Feuerwehrgeschichte Hamburgs.
Unser Oerrel, am nördlichen Rand der Südheide gelegen, ist ein von Wald umgebenes Dorf in der Lüneburger Heide, einer schönen Landschaft in meist ruhiger Lage, wenn nicht gerade mal auf den naheliegenden Truppenübungsplätzen Schießübungen stattfinden, was heute seltener der Fall ist als in früheren Zeiten.
Allerdings kam es in der Vergangenheit in „unserem“ zwischen Hamburg und Celle sowie der Elbe bei Dömitz gelegenen „Dreieck“ immer wieder mal zu Ereignissen, die diese Ruhe jäh unterbrachen und in einer Katastrophe endeten.
Auch wenn Oerrel selbst – von zwei Ausnahmen abgesehen - von diesen Katastrophen glücklicherweise nicht betroffen war, waren entweder Kameradinnen und Kameraden in den betroffenen Regionen, die nie mehr als 80 Kilometer vom Ort entfernt lagen, zum Einsatz gekommen oder zumindest aus der Ferne unterstützend eingesetzt.
Diese die Schlagzeilen in ganz Deutschland und manchmal auch darüber hinaus beherrschenden Ereignisse waren damals das Gesprächsthema der Menschen in unserem Dorf sowie der gesamten Region.