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Die Waldbahn von Oerrel nach Brockhöfe/Bhf.

Vorweg ein paar Erläuterungen zur Waldbahn, über die heute mangels alter Unterlagen nur noch sehr wenig bekannt ist. Feld- und Waldbahnen waren Schmalspurbahnen, die zum Transport landwirtschaftlicher, forstwirtschaftlicher und industrieller Rohstoffe dienten. Auch heute gibt es in größeren Betrieben noch derartige Feldbahnen (Werkbahnen). Die Verlegung der meist vormontierten Gleisroste war relativ einfach und somit fast überall im Gelände schnell möglich. Die Fahrzeuge waren robust und von einfacher Bauart. Es waren nicht immer Lokomotiven, die die Loren und Flachwagen zogen, sondern oftmals wurden Pferde vorgespannt. Es spricht einiges dafür, dass auch die Feld- bzw. Waldbahn von Oerrel nach Brockhöfe Bhf. von Pferden gezogen wurde.
Vermutlich wurde die Waldbahn ursprünglich als Feldbahn in der Zeit der Aufforstung der Heideflächen zwischen Oerrel und der Bahnlinie Munster - Brockhöfe angelegt, um die vielen Arbeiter, die Arbeitsgeräte und natürlich auch die Baumpflanzen in das weitläufige und wohl auch unwegsame Gelände zu transportieren. Nachdem die ersten Bäume größer wurden, wurde aus der Feld- eine Waldbahn.
1899 waren die aufgeforsteten Flächen um Oerrel herum alle schon Wald, wie aus der Preußischen Landesaufnahme für den Zeitraum 1877 bis 1912 hervorgeht. Der Wald war in sogenannte Jagen (heute Abteilungen) eingeteilt worden. Die Jagen waren 1899 anders durchnummeriert als heute, da das Gebiet damals anders aufgeteilt war und sich auch noch nördlich der Bahnlinie erstreckte. In diesem Text werden die heutigen Nummern der Jagen bzw. Abteilungen verwendet, wobei die aus dem Jahr 1899 in Klammern dazugesetzt sind.
Zwischen den Jagen führen Wege hindurch, die mit Buchstaben alphabetisch geordnet sind. Die Wege, die von Nord nach Süd verlaufen, haben Groß-Buchstaben, die östlich von Lintzel mit „A“ anfangen und südlich von Kohlenbissen mit „U“ aufhören. Für die von West nach Ost verlaufenden Wege werden Klein-Buchstaben verwendet, die südöstlich von Dethlingen mit „a“ anfangen und heute südlich der Bahnlinie Munster – Uelzen mit „s“ aufhören. 1899 ging es nördlich der Bahnlinie noch bis „y“ weiter, da es den Truppenübungsplatz damals noch nicht gab.
In der Karte der Preußischen Landesaufnahme sind auch die Strecken von Feld- und Waldbahnen eingezeichnet, so dass der Streckenverlauf „unserer“ Waldbahn von Brockhöfe/Bhf. nach Oerrel nachvollzogen werden kann. Die Strecke führte nicht auf direktem Wege nach Oerrel sondern – da sie in erster Linie den Aufforstungs- und Waldarbeiten diente – auf einem großen „Umweg“.
Westlich des Bahnhofs von Brockhöfe zweigte bei Jagen 325 (265) eine Waldbahn nach Norden in Richtung Wulfsode und eine nach Süden in Richtung Oerrel ab. Und zwar genau in Höhe des heutigen Waldrandes hinter dem Feld beim Jägerkrug, wo ein einzelnes Haus steht. Auf der Karte ist das der Weg „D“. Die Waldbahn bog aber gleich wieder nach Westen in Richtung Munster ab, verlief aber nur am Jagen 325 (265) parallel zur Amerikalinie, um dann wieder in Richtung Süden abzubiegen. Auf dem Weg „ E“ verlief sie dann bis zum Jagen 255 (121) an der heutigen B 71, auf die sie kurz vor der langgezogenen Rechtskurve bei Lintzel traf. Laut Karte überquerte sie die B 71, um auf der anderen Straßenseite parallel in Richtung Oerrel zu verlaufen. Ob sie tatsächlich die Straße überquerte oder ob dies nur zur besseren Unterscheidung in die Karte eingezeichnet wurde, ist nicht sicher, denn sie bog nur zwei Jagen 243 (109) weiter – also noch vor der Kreisgrenze - wieder nach Westen in den Weg „ p“ ab. Beim Jagen 244 (110) ging es dann über die dort verlaufende Kreisgrenze in den Kreis Soltau und damit in das Gemeindegebiet von Oerrel.
Auf dem Weg „p“ verlief die Strecke quer durch den Wald nach Westen, überquerte dabei den Lüneburger Weg und erreichte im Jagen 249 (115) den Fischteich, der 1899 wesentlich größer war als heute. Der Teich reichte vom Südrand des Jagen 276 (141) über die Jagen 262/264 (128/129) bis zum Südrand der Jagen 249/250 (115/116) am Weg „p“. Die Kleine Oertze verlief damals – anders als heute - mitten durch den Teich. Wo heute das Südufer des Teiches ist, war damals die Teichmitte. Aber den Weg „q“ gab es an dieser Stelle auch damals schon, denn mitten durch den Teich führte ein Damm von einem Ufer zum anderen. Für die Kleine Oertze hatte der Damm einen Durchlass. Am südlichen Teil des Teiches ist am westlichen Ufer im Jagen 250 (116) ein Pavillon eingezeichnet, der laut Karte über einen Stichweg vom Weg „q“ und einem Fußpfad vom Weg „p“ erreicht werden konnte. Ferner ist am Südufer ein Schuppen eingezeichnet.
Gleich hinter dem Fischteich bog die Waldbahn auf dem Weg „O“ in Richtung Süden und damit in Richtung Oerrel ab, wo sie in Höhe der heutigen Autowerkstatt auf den Weg nach Kohlenbissen (heute Kohlenbissener Straße) traf. Kurz vorher zweigte aber noch eine 2. Trasse auf dem Weg „i“ zwischen Jagen 148 und 166 (29/44) nach Westen ab, die über den Weg „ R“ in Richtung Süden führte und zwischen den Jagen 122/123 (15/16) endete.
Die Hauptstrecke verlief vom Weg „ O“ in Richtung Oerrel in etwa auf dem heutigen Radweg an der Kohlenbissener Straße entlang. Zwischen der Rückseite des Grundstücks Jahnstraße 10 und der Einmündung der heutigen Straße Am Sportplatz ist ein zweites Gleis – vermutlich ein Abstellgleich – eingezeichnet. 1899 lag dieser Bereich noch im Wald und es gab hier keinerlei Wohnbebauung.
Die Trasse der Waldbahn führte über die Brücke der Kleinen Oertze und verlief dann ein kurzes Stück sogar mitten auf der Kohlenbissener Straße, damit sie - im wahrsten Sinne des Wortes - die Kurve kriegte. Denn gleich hinter der Wiese schwenkte sie nach rechts auf das heutige Grundstück Kohlenbissener Straße 19 (siehe Foto). Von dort verlief die Strecke zwischen dem Buchenwald und den dort vorhanden Gärten (heute steht dort das ehemalige Forstamtes Munster-Heide), überquerte die Straße Unter den Buchen genau in Höhe der Einfahrt zum Grundstück Nr. 7. Hinter der Korrigendenanstalt (ehemalige Waldklinik) verlief die Strecke über die heutigen Grundstücke Nr. 10 und 7 der Straße Zur Kleinen Oertze ins Im Westerfeld hinein. Dort stand damals das Wohnhaus der Waldarbeiter, das weiter oben beschrieben wurde.

Im  großen Bogen ging es dann durch den Wald (Mey´ers Berg) und dem  Grundstück Salzwedeler Straße 11 in Höhe der heutigen Bushaltestelle  quer über die Reichsstraße 71 (heutige B 71). Dort wo vor einiger Zeit  noch der Waldkrug stand, verlief die Strecke über den Wildackerweg  hinweg und endete kurz vor dem Weg am ehemaligen Forsthaus Karrenbusch,  das es 1899 aber noch nicht gab. (Siehe Foto)
 
An der „Endhaltestelle“ stand ein Gebäude, das noch bis in die 1960er-Jahre als Wohnhaus genutzt und dann abgerissen wurde.




Der Kartenausschnitt zeigt den Verlauf der Waldbahn in Oerrel im Aufnahmejahr 1899 dieses Blattes der Preußischen Landesaufnahme.  
Quelle: Auszug aus den Geodaten des Landesamtes für Geoinformation und Landvermessung Niedersachsen,  
© 2020
Homepage des LGLN www.lgln.de
Erläuterungen zum Kartenausschnitt:
Pfeil Nr. 1: Waldbahn mündet vom Weg „O“ auf die Straße von
Kohlenbissen nach Oerrel
Pfeil Nr. 2: Abstellgleis der Waldbahn in Höhe der heutigen
Jahnstraße
Pfeil Nr. 3: Kohlenbissener Straße Brücke über die Kleine Oertze

Pfeil Nr. 4: Siehe Foto: An dieser Stelle verlief die Waldbahn
direkt auf der Kohlenbissener Straße und bog dann über das Grundstück auf der rechten Seite in Richtung ehemaliges Forstamt Munster-Heide ab.
Pfeil Nr. 5: Heutige Straße Zur Kleinen Oertze mit Waldarbeiter-
Wohnhaus und Korrigendenanstalt (Waldklinik)
Pfeil Nr. 6: Waldbahn überquert in Höhe der heutigen
Bushaltestelle bei Im Westerfeld die B 71
Pfeil Nr. 7: Siehe Foto: Rechts von der B 71 zwischen den beiden
Eichen im Vordergrund war die Endstation der Waldbahn in Oerrel. In Höhe der Bushaltestelle hinten links überquerten die Gleise die B 71 von links nach rechts (Pfeil Nr. 6).
  
Bisher liegt uns nur ein Dokument vor, in dem die Oerreler Waldbahn erwähnt ist. Der obige Auszug stammt aus dem Band 13 der Deutschen Forst-Zeitung von 1898. Leider ist der Text in diesem Auszug unvollständig. Daraus geht aber vervor, dass eine größere Herbstexkursio, an der etwa 35 Studierende aus Eberswalde und Münden von Hannover aus einen Ausflug nach der Provinzialforst Oerrel-Lintzel in den Kreisen Soltau und Uelzen gemacht haben. Auf der Station Brockhöfe wurden die Teilnehmer von dem Landesforstrat Quaet-Faslem empfangen. Von dort ging es zunächst mittels der 18 km langen Waldbahn, später auf einer dreistündigen Wanderung, und dann (sodann) mittels Wagen …. (Text endet hier).

Quelle: Google Books  zu finden unter der Suchfunktion „Im Buch“ die Stichworte Oerrel Waldbahn eingeben.

Bisher liegen keine Unterlagen vor, wann die Waldbahn gebaut und wann sie wieder demontiert wurde. Aus dem obigen Dokument geht aber hervor, dass sie insgesamt eine Länge vion 18 Kilometern hatte und dass mit ihr auch Personen befördert worden sind.
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